Interview: De countdown
Ist Countdown die Fortsetzung von 32 Grad?
Nein, die Geschichte von Susa und Andrea ist abgeschlossen. Natürlich hätte ich noch weiter schreiben können. Erzählen, wie Susa und Max ihr Leben zusammen meistern, und ob sie es wirklich schaffen glücklich zu sein und zu bleiben, oder ob es nach einiger Zeit doch wieder schief geht und Susa sich entnervt von ihm trennt. Und vielleicht kommt sie dann dahinter, dass Henry der bessere Mann für sie ist. Ich finde es eigentlich immer schöner, wenn man sich als Leser die Fortsetzung selbst ausmalen kann.

Worum geht es in diesem Buch?
In Countdown geht es um eine untypische Mutter-Tochter-Beziehung. Eva ist in ihrer Erziehung doch ein bisschen anders und will ihrer Tochter mehr mit auf den Weg geben, als das normale Survivalpaket. Aber auch sie muss Loslassen, sich zurechtfinden mit neuen Situationen und ihren Ängsten. Ich glaube, dass sehr viel Frauen/Mütter sich darin wieder erkennen können. Heutzutage gibt es nicht mehr so viel Frauen, die unter dem Leeren-Nest-Syndrom leiden, aber einfach ist Loslassen deshalb noch lange nicht geworden.

Wie autobiografisch ist es?
Im Ansatz ist das Buch sehr autobiografisch. Die Idee dazu ist während eines Gespräches mit meiner Agentin in New York entstanden. Wir haben uns über Universitäten unterhalten und, dass meine Tochter Victoria am liebsten in New York studieren möchte. Wie Mütter dann halt so sind, haben wir die nächsten Stunden uns Geschichten von unseren Kindern erzählt. Irgendwann sagte Barbara auf einmal zu mir: „Herrlich, wie du das erzählst. Kannst du das bitte als Buch schreiben, es ist witzig, hat einen hohen Wiedererkennungswert und ist unterhaltend.“

In den letzten Sommerferien habe ich, obwohl ich meinem Mann und Victoria versprochen hatte mit Buch drei zu warten, angefangen zu schreiben. Das klappte auch gut, ging flüssig von der Hand und hat wieder richtig Spaß gemacht. Aber ab September, als meine Tochter zum Studium nach England ging, kam ich prompt keine Zeile weiter. Ich saß manchmal stundenlang vor dem Computer und wusste nicht, wie ich die ganzen Emotionen aufschreiben sollte. Es war ein wirklich komisches Gefühl über das Thema zu schreiben, während ich es gerade selbst durchlebte. Anstatt, dass es beflügelt, hat es mich eher im Schreiben gehemmt. Also habe ich mich von dem autobiografischen Erzählstil verabschiedet und eine gewaltige Portion Fiction untergemischt. Das hat geholfen. Eva und Kira sind eigenständige Charaktere im Buch geworden.

Wie ist es autobiografisch zu schreiben?
Am Anfang fand ich es ziemlich schwer. Man wird so mit sich selbst konfrontiert, hinterfragt vieles, reflektiert ständig und anstatt zu schreiben, habe ich stundenlang Gespräche mit zwei Freundinnen über Erziehung und Loslassen geführt. Ich wurde unsicher und habe mich auch gefragt, ob ich eine gute Mutter bin. Victoria dagegen fand es herrlich alles zu lesen und mit mir darüber zu reden. Wir haben oft über ihre Erziehung gesprochen und sie hat auch gesagt, was ihr gefallen hat und was nicht. Ich hatte Glück und kam bei ihrer Bewertung ziemlich gut weg. Es hat uns noch näher zusammen gebracht, da die Gespräche sehr erwachsen waren.

Was hat deine Tochter zur Idee des Buches gesagt?
Zuerst war sie skeptisch, aber als ich ihr versprochen habe, nicht ungefragt Geschichten aus dem Leben ihrer Freundinnen zu verbraten, war sie beruhigt. Vieles basiert auch nur im Ansatz auf wahren Begebenheiten, die ich dann nach Belieben ausgeschmückt und komplett verändert habe. Insofern ist es nur für Eingeweihte erkennbar.

Was durftest du nicht schreiben?
Geschichten und Begebenheiten, die Victoria mir im Vertrauen erzählt hat.

Hat sie die ersten Seiten selbst geschrieben?
Ja, ich habe sie darum gebeten. Es macht die Geschichte rund. Zuerst habe ich noch überlegt, aus Evas Sicht einen Epilog zu schreiben. Die Geschichte noch ein bisschen weiter zu erzählen und die ersten Wochen im leeren Nest zu beschreiben, aber ich glaube, dass der Leser sich ausmalen kann, wie es weiter gegangen ist. Mir gefällt der Schluss so sehr gut.

Wie empfindet deine Tochter es jetzt selbst ins Spotlight gerückt zu werden?
Ich glaube, sie betrachtet das Ganze ziemlich nüchtern. Ihr Leben findet in England statt und solange das Buch nicht dort veröffentlicht wird, hat es keine Auswirkungen auf sie. Niemand wird sie darauf ansprechen oder erkennen. Ich habe mich sehr darüber gefreut, dass sie sich bereitwillig für die PR einsetzen will und mit mir zusammen, wenn nötig, das ein oder andere Interview geben möchte.

Wie hast du den Abnablungsprozeß hinter dich gebracht?
Gut, glaube ich. Ich bin jemand, der sich vorher den Kopf zerbricht, den Blues bekommt und sich alles mögliche ausmalt. Genau wie Eva. Als wir Victoria nach England gebracht hatten und wieder zurück fuhren, war es ein komisches Gefühl. Sie stand da, winkte, strahlte uns hinterher und konnte es kaum erwarten, mit ihrer neuen Lebensphase loszulegen. Mir kullerten, kaum saßen wir im Auto und fuhren Richtung Autobahn, Tränen über die Wangen und mein Mann war auch merkwürdig still. Das ist übrigens eine Szene, die wirklich so war. Ich bin verdammt stolz, wie sie es schaffte, sich dort so schnell zurecht zu finden, wie zügig sie neue Freunde hatte und, dass alles ziemlich easy lief. Allerdings habe ich auch schnell gemerkt in welchem Punkt meine Erziehung nicht besonders gut war. Mit Geld umzugehen ist nicht gerade ihre starke Seite. In den ersten drei Monaten musste ich das ein oder andere Mal noch ein paar Euros überweisen, da Victoria sich kurzerhand einen etwas zu teueren Rock gekauft hatte und pleite war. Mittlerweile funktioniert das aber auch ein bisschen besser. Sie macht es jetzt so, wie die meisten Studenten: Geshoppt wird hauptsächlich mit Mama.

Und „leeres-Nest-Syndrom“ gehabt?
Nein, überhaupt nicht. Das hat sicherlich aber damit zu tun, dass mein Terminkalender in den letzten Monaten gerammelt voll war und ich in jeder freien Minute am Buch weitergearbeitet habe.